Bauwirtschaft - Quo vadis?

 

Die weltweite Bauwirtschaft war auch im Jahr 2021 weiter auf sehr guten Wachstumskurs.

 

Gemäß der Deloitte-Studie "Global Powers of Construction" legte die Bauwirtschaft im vergangenen Jahr 2021 um knapp 15% des bisherigen Bauvolumens aus 2020 zu. Im Geschäftsjahr 2021 erzielten die 100 größten börsennotierten Baukonzerne einen Gesamtumsatz von 1,8 Billionen USD.  Aber diese Zahlen stammen noch aus einer Zeit, in denen der Ukraine-Konflikt keine Rolle spielte. Deshalb stellen sich viele Experten aus der Bauwirtschaft derzeit die Frage "Bauwirtschaft – Quo vadis?

 

Derzeit können wir fast täglich der Presse entnehmen, wie Lieferengpässe und auch steigende Preise für Rohstoffe und Energie die Entwicklung der Bauwirtschaft nachhaltig beeinflussen. Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungsneu- oder Umbauten in Deutschland ist im ersten Halbjahr um 2,1 % zurückgegangen, wie jüngst den Mitteilungen des Statistischen Bundesamtes zu entnehmen war.

 

Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Felix Pakleppa, sieht beunruhigende Zeiten auf die Bauwirtschaft zukommen. Und der Präsident des ZDB Reinhard Quast hat kürzlich Bauwilligen angeraten, das jetzige Preisniveau als das günstigste aller zukünftigen Tage zu erkennen. Er sagt: "Noch seien die Auftragsbücher gefüllt, die Bau-Projekte wachsen, aber wegen der steigenden Preise und Zinsen gäbe es eine verstärkte Unsicherheit bei der Auftragsvergabe. Die Preise für Baumaterialien werden noch weiter steigen. Die Situation sei für Bauunternehmen wie Bauherren gleichermaßen schwierig. Die Bauunternehmen litten unter der Preisentwicklung und den Lieferengpässen ebenso wie ihre Kunden. Dies führe nun bereits zur Stornierung von Aufträgen." Und er gehe davon aus, dass diese Stornierungen in der Hoffnung auf sinkende Preise erfolgen. Dies werde jedoch nach seiner Einschätzung nicht passieren, denn die jetzigen Preise hätten eine starke politisch, dauerhaft gewollte Komponente, und das sei die CO2-Bepreisung.

 

Aber die Frage darf schon gestellt werden: sieht die deutsche Bauwirtschaft nur düstere Prognosen am Horizont oder sind solche Aussagen primär dem politischen Lobbyismus zuzurechnen?

 

Fakt ist, dass wir in Deutschland einen erheblichen Sanierungsstau haben bei Ingenieurbauwerken (Brücken etc.), Bahn – und Schienenprojekten, Infrastrukturprojekte der Kommunen (Abwasser, Wasser, Gas), Öffentlichen Gebäuden (Schulen, KiTas etc.), welcher sich kaum noch aufschieben lässt.

 

Und Fakt wird auch sein, dass sich Lieferengpässe nicht dauerhaft auf die Bauwirtschaft auswirken werden, weil neue Distributionswege gefunden werden.

 

Und ein weiterer Fakt wird auch sein, dass keine deutsche Regierung an dauerhaft überhöhten Baupreisen ein Interesse haben kann.

 

Aus unserer Sicht wird es demnach weiterhin spannend sein, die derzeitige Gemengelage aus unterschiedlichen Faktoren sehr genau zu beobachten und zu analysieren. Zahlreiche Unternehmen melden uns zurück, dass sie derzeit genau dies tun, um daraus die für ihr Unternehmen passende Strategie für den Umgang mit dieser Situation zu finden.

 

Weiterhin spannend wir u.E. auch sein, wie sich Banken sowie Kredit- und Kautionsversicherer zukünftig verhalten werden. Noch hat keiner eine Verknappung ihrer Kapazitäten angesagt. Deshalb werden wir auch diesen Sektor weiterhin sehr genau beobachten und Sie sofort darüber informieren, sofern wir Handlungsbedarf sehen sollten.

 

Haben Sie weiteren Gesprächsbedarf zu diesem Thema oder konkrete Fragen dazu? Wir sind gerne für Sie da!